In den Fussstapfen von Pater Ruedi Hofmann SJ

: Zürich/Osttimor

Am 3.3.2014 durften wir Amalraj Antonysamy in der Jesuitenmission Schweiz begrüssen.
Der emeritierte indische Professor hat die Leitung des auf Medienproduktionen spezialisierten CPA (Casa de Produção Audiovisual) in Osttimor übernommen. Was im Jahre 2002 von Pater Ruedi Hofmann SJ initiiert wurde, wird heute mit grossem Engagement weitergeführt.

In einem interessanten Vortrag berichtete Amalraj Antonysamy von seiner Arbeit und den Erfolgen des CPA. Dessen Aufgabe ist es, mittels audiovisueller Kommunikationsmittel die lokale Bevölkerung hinsichtlich ihrer eigenen Identität und Herkunft zu sensibilisieren. Die erste Produktion der CPA bestand aus kurzen animierten Episoden über die Geschichte des Landes. Die Sequenzen wurden im nationalen Fernsehen ausgestrahlt. Berichte über traditionelle Legenden, vermischt mit lokaler Musik und der Vorstellung der verschiedenen Schauplätze, stiessen auf grosse Resonanz. Im Jahr 2012 gewann die CPA  unter der Kategorie «The next generation Prize», den Prix Jeunesse, ein renomierter internationaler Preis in der Fernsehbranche. .

Heute, sechs Jahre nach dem Tod Pater Hofmanns, werden dessen Werte und Ideen immer noch hochgehalten. Das Programm und die Philosphie der CPA basiert auf fünf Säulen:

  1. Beitrag zur nationalen Identitätsfindung

Die CPA glaubt an eine gemeinsame Identität der Osttimoresen. Nach den Jahren der Unterdrückung und der westlichen Einflüsse geht es darum, sich auch auf die eigenen Werte rückzubesinnen. Mit einer Reihe dokumentarischer Filme, die sich auf die Geschichte des Staates sowie auf die lokalen Legenden fokussieren, soll dieses Selbstbewusstsein vermittelt werden. <<Zum Promotions-Video der Sendung «Road to the Future»>>

  1. Wissensvermittlung

Etwa 50% der Bevölkerung Osttimors kann weder lesen noch schreiben. Daher werden Aufklärungssendungen produziert, die sich mit verschiedenen Themen wie zum Beispiel Gesundheit, Wahlen oder Landwirtschaft befassen.

  1. Advocacy

Das CPA produziert diverse Advocacy-Videos, in denen die Anliegen und Themen lokaler Organisationen visualisiert werden. Ein Beispiel ist die Kampagne «Come back to School».

  1. Ausbildung von Fachkräften in der audiovisuellen Branche

In diesem schnelllebigen Geschäft braucht es gut ausgebildete und trainierte Mitarbeiter. Die CPA versucht ihre Mitarbeiter so weit wie möglich zu fördern, indem sie Spezialisten einlädt oder den Mitarbeiter ermöglicht, im Ausland praktische Erfahrungen zu sammeln. Das Wissen soll an die nächste Generation weitergegeben werden. <<Dieser Clip entstand in Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern>>

  1. Die Bevölkerung einbeziehen

Da ca. 55% der Bevölkerung keinen TV-Empfang hat, werden Screenings ihrer Sendungen mittels Beamer organisiert. Die anschliessenden Diskussionen ermöglichen ein direktes Feedback der Zielgruppe und eine möglichst weite Verbreitung der produzierten Inhalte.

Der Geist von Ruedi Hofmann SJ lebt in der CPA eindeutig weiter. Noch heute hängt sein Porträt im Eingangsbereich des Gebäudes. Die Jesuitenmission Zürich ist dankbar für die Einblicke, die uns Amalraj Antonysamy geben konnte, und wir werden in Zukunft weiter über Projekte der CPA berichten.

Weitere Informationen zu Ruedi Hofmann SJ und zu Osttimor:

Pater Ruedi Hofmann SJ – ein Pionier der Entwicklungsarbeit

– Focus Asien Nr. 27. Schriftenreihe des Asienhauses. Andrea Fleschenberg (HG) (2006)

– Medien können einen Beitrag zur Versöhnung leisten. Michaela Koller-Seizmair. In: Focus Asien Nr. 27

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