Auf den kolonialen Spuren von Pater Martin Schmid SJ

Musiklehrer, Instrumentenbauer, Komponist, Missionar, Handwerker, Architekt, Künstler

Im Zeitraum vom 5. September bis 1. Oktober 2023 wird in Baar und Zug ein dreiteiliges Kulturintermezzo stattfinden. Kunstvoll, spartenübergreifend, vermittelnd und gemeinschaftsorientiert setzt es sich mit dem Leben und Wirken des Baarer Jesuitenpaters Martin Schmid SJ auseinander.
Der neu gegründete Verein Pater Martin Schmid und ein Projektteam haben sich zum Ziel gesetzt, Schmids Wirken und Handeln bekannt zu machen. Sie wollen auch der Frage nachgehen, wie wir seine Mission heute einschätzen.

Zwei Ausstellungen und ein Theaterstück

Vom 5. – 25. September ist ein öffentlicher multimedialer Rundgang in Baar jederzeit zugänglich. An verschiedenen Standorten können Interessierte mehr zu Pater Martin Schmids Leben und Wirken erfahren. Über QR-Codes können seine Chorwerke und Interviews mit HistorikerInnen gehört werden. Sieben kostenlose Führungen finden statt – der Treffpunkt ist jeweils die Reformierte Kirche in Baar.

Vom 26. September bis 1. Oktober findet eine interaktive Ausstellung in der Chollerhalle in Zug statt. Diese beschäftigt sich mit Martin Schmids Leben, seinen Motivationen, welche Ideen ihn auf seinem Weg führten und wie sein Wirken aus heutiger Sicht einzuschätzen ist. Die Besuchenden haben die Möglichkeit, sich mit ihrer eigenen Lebenswelt auseinanderzusetzen und sie zu reflektieren. Ein für das Projekt geschriebenes Theaterstück mit dem Titel «Esmid – eine Biografie» wird einmal pro Tag in der Ausstellung aufgeführt. Die multidisziplinäre Performance vereint Musik, Tanz und Theater. Dabei performt ein Ad-Hoc Chor, begleitet von einem professionellen Ensemble, Schmids Chorwerke.

Daten und Programm

Teil 1: Ausstellung im öffentlichen Raum, 5. – 25. September, Baar

«Pater Martin Schmid (1694–1772) – Auf den kolonialen Spuren seines Erbes»
Führungen

  • «Vernissage» Fr, 8. September, 18 Uhr, mit Kuratorin Stephanie Müller Schwerpunkt Persönlich mit Franziska Schmid, Nachfahrin, anschliessender Apéro
  • So, 10. September, 10 Uhr, mit Kuratorin Stephanie Müller Schwerpunkt Jesuiten mit Toni Kurmann SJ, Direktor Lassalle-Haus
  • Mi, 13. September, 18 Uhr, mit Kuratorin Stephanie Müller
  • Sa, 16. September, 10 Uhr, mit Dr. Thomas Zaugg
  • Di, 19. September, 18 Uhr, mit Dr. Thomas Zaugg Schwerpunkt Architektur, mit Alfons Heggli und Eckart Kühne, Architekturhistoriker
  • Sa, 23. September, 10 Uhr, mit Kuratorin Stephanie Müller Schwerpunkt Persönlich mit Franziska Schmid, Nachfahrin
  • So, 24. September, 14 Uhr, mit Dr. Thomas Zaugg Familien-Führung

Treffpunkt Reformierte Kirche Baar
Dauer geführter Rundgang ca. 1,5h (Start und Endpunkt sind an unterschiedlichen Orten)

Teil 2: Ausstellung und Theaterstück, 26. September bis 1. Oktober, Chollerhalle Zug

«Pater Martin Schmid – Menschen bauen Welten!»

  • Vernissage, Di, 26. September: 18-22 Uhr, 19 Uhr Apéro und Ansprache & 20 Uhr Premiere Multidisziplinäre Performance
  • Mi, 27. September: 14-22 Uhr, Kindernachmittag, 20 Uhr Film «The Mission»
  • Do, 28. September: 18-22 Uhr, 20 Uhr Multidisziplinäre Performance
  • Fr, 29. September: 14-22 Uhr, 20 Uhr Multidisziplinäre Performance
  • Sa, 30. September: 10-22 Uhr, 17 Uhr und 20 Uhr Multidisziplinäre Performance
  • So, 1. Oktober; 10-18 Uhr, 14 Uhr Multidisziplinäre Performance

Es gibt eine begrenzte Platzzahl (ca. 50 Plätze) für die multidisziplinäre Performance. Während der Performance ist die Ausstellung nicht begehbar. Tickets: https://eventfrog.ch/patermartinschmid

Weitere Informationen auf der Website .

Pater Martin Schmid SJ

Pater Martin Schmid (1694–1772) stammt aus einer angesehenen, kinderreichen Ratsherrenfamilie aus Baar im Kanton Zug. 1717, nach Abschluss des Gymnasiums im Jesuitenkolleg Luzern, tritt er in den Jesuitenorden ein. Unter anderem wegen seiner musikalischen Begabung wird Schmid für die Missionierung der Chiquitos in Bolivien vorgesehen.

Nach einer Überfahrt von 117 Tagen erreicht er Buenos Aires und schliesslich 1730 Bolivien. Die Reise dauert insgesamt vier Jahre und führt von Ingolstadt über Innsbruck, Genua und Spanien nach Lateinamerika. Schmid wirkt rund 40 Jahre in Bolivien in verschiedenen «Reductiones» – von den Jesuiten errichtete Modellsiedlungen für die indigene Bevölkerung. Er trägt bald den spanisierten Namen «Esmid». Über seine Tätigkeit berichten vor allem an Angehörige und Mitbrüder gerichtete persönliche Briefe.

Schmid fertigt für die Chiquitos verschiedene Musikinstrumente, darunter Geigen, Bassgeigen, Harfen, Trompeten, Flöten, Spinette und kleine Orgeln. In einem Bericht von 1747 wird er von Pater Cardiel als «grosser Musiker» erwähnt. Schmid erfüllt vor allem auch die Rolle als Fachmann für den Kirchenbau und errichtet die Gotteshäuser in vielen «Reductiones». 1767 ist er betroffen von der Ausweisung der Jesuiten aus den spanisch-amerikanischen Kronkolonien. Die «Reductiones» sind der Anlass für eine Welle von Verboten gegen den Jesuitenorden, der gemäss der Darstellung europäischer Machthaber einen «Staat im Staat» in Lateinamerika aufbaue.

Pater Martin soll mit seinen 73 Jahren zunächst altersbedingt in Bolivien bleiben dürfen, wird aber mit seinen Mitbrüdern ausgewiesen. In Spanien verbringt er ein Jahr als Internierter in einem Kloster. Schliesslich wird ihm nach Aufenthalten in Innsbruck und Augsburg gestattet, ins Jesuitenkolleg nach Luzern zu übersiedeln. Im August 1771 besucht Schmid von Luzern aus seine Heimat Baar, wo ihm Pfarrei und Familie einen Empfang bereiten. Am 10. März 1772 stirbt er an den Folgen eines Schlaganfalls.

Auf den kolonialen Spuren von Pater Martin Schmid SJ

Posted in