Die ständige Versuchung zum Krieg

Kaum jemand kennt die Nöte der Menschen in den zahlreichen Krisen- und Katastrophengebieten dieser Welt so gut wie er. Als Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS – Jesuit Refugee Service) mit Sitz in Rom koordiniert Pater Peter Balleis SJ die internationalen Hilfsprogramme des Jesuitenordens für Kriegsflüchtlinge, Binnenvertriebenen und Asylsuchende.

Am kommenden Sonntag, 9. März, wird P. Balleis in die Schweiz kommen und in der Jesuiten-Kirche Luzern in den Gottesdiensten um 10 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr die Fastenpredigt halten. Am selben Abend wird er um 20 Uhr auch im Rahmen des katholischen Hochschulgottesdienstes in der Zürcher Liebfrauenkirche predigen.

Mit seinen Mitarbeitern betreut der 56-Jährige Jesuit jedes Jahr rund 450.000 Flüchtlinge, Binnenflüchtlinge und Asylsuchende. Zu den aktuellen Einsatzgebieten gehört auch Syrien. Ein halbes Dutzend einheimische Jesuiten organisiert in Aleppo, Homs und Damaskus, zusammen mit gemischten Teams aus Muslimen und Christen, die Lebensmittelverteilung und erteilt Schulunterricht für 10.000 Kinder.

Die aktuellen Konflikte und Flüchtlingsdramen setzt Balleis in Beziehung zu den »drei Urversuchungen des Menschen: Habsucht, Machtsucht, Ruhmsucht». Diese würden für ihn «immer mehr zum Schlüssel der Erklärung der Kriege» – in Syrien ebenso wie im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik, im Kongo und in Afghanistan. «In all diesen Ländern arbeitet der Flüchtlingsdienst der Jesuiten, all diese Länder besuche ich jedes Jahr. Die Führer und ihre ethnischen und politischen Gruppen führen diese Kriege, um die dort vorhandenen Ressourcen zu kontrollieren, selbst reich zu werden, um ihre Macht auszudehnen und als Person und Gruppe über den anderen zu stehen.»

Auch Europa sei in diese Vorgänge verstrickt, wirtschaftlich und politisch, kritisiert Balleis und lenkt den Blick auf «das unsagbare Leid der Opfer und der Flüchtlinge». Diesen in der Not beizustehen, sieht der Jesuit als zentrale christliche Aufgabe. Zur Arbeit des JRS sagt er: »Wir sind zwar meist nicht die Ersten, die den Überlebenden einer Katastrophe zu Hilfe eilen, aber oft die Letzten, die gehen. Das ist unser Auftrag: bei den Opfern bleiben.”

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