CEPAG Paraguay: Frauen auf dem Weg zu wirtschaftlicher Autonomie

In der ländlichen Umgebung von Santa Rosa de Lima, Paraguay, hat sich eine Gruppe von Frauen gegen die strukturellen Barrieren zur Wehr gesetzt, die ihnen seit Generationen den Zugang zu fairen Chancen versperren. Entstanden ist daraus die Asociación Mujeres Unidas. Sie ist heute ein Sinnbild dafür, wie Entschlossenheit, kollektive Arbeit und Solidarität das Leben vieler verändern können.

CEPAG Paraguay: Gemeinsam wachsen

Ort:
Santa Rosa de Lima, Paraguay

Partner:
Centro de Estudius Paraguayos Antonio Guasch (GEPAG)

Zielgruppe:

Frauen in Paraguay, die in kleinem Rahmen Land­wirt­schaft betreiben und mit diesem Projekt in ihrer wirtschaftlichen Autonomie bestärkt werden.

So hilft Ihre Spende:

Ihre Spende ermöglicht es dem Centro de Estudios Paraguayos Antonio Guasch (CEPAG) Trainings für landwirtschaftlich arbeitende Frauen in Paraguay anzubieten. Diese Training ermöglichen es diesen Frauen, ihre kleinen Fami­lienbetriebe weiterzuentwickeln.

Landfrauen: Gemeinsam wachsen

Der Bezirk Santa Rosa de Lima liegt im Departement Misiones, im Süden von Paraguay und hat knapp 26’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die gleichnamige Stadt Santa Rosa de Lima ist eine der bedeutendsten Jesuitenreduktionen in Paraguay. Der wichtigste Wirtschaftszweig der Region ist die Land­wirt­schaft. Angebaut werden mehrheitlich Maniok, Soja, Mais, Erdnüsse, Zuckerrohr und Gemüse. Das Land ist aber ungleich verteilt: Einige wenige besitzen sehr viel Land und betreiben mechanisierte Land­wirt­schaft auf grossen Plantagen. Hier arbeiten die Männer, während die Frauen kleine Landstücke und Küchengärten selbst bewirtschaften. Ein grosses Problem ist die Abwanderung junger Menschen in die Städte, da es auf dem Land an Arbeitsmöglichkeiten und Zukunftschancen fehlt. Angesichts des Mangels an Ressourcen, der begrenzten wirtschaftlichen Autonomie und des erschwerten Zugangs zu den Märkten haben Frauen in Santa Rosa de Lima 2012 die Initiative ergriffen und in Zusammenarbeit mit dem lokalen Land­wirt­schaftsministerium die Asociación Mujeres Unidas gegründet. Ihr Ziel ist es, die wirtschaftliche Autonomie der Frauen durch agrarökologische Produktion, die Vermarktung ihrer Produkte und die Interessenvertretung in der öffentlichen Politik zu stärken. Zunilda, ein Gründungsmitglied der Asociación, erinnert sich an die Anfänge: «Sie sagten uns, dass wir das nicht könnten, dass die Landarbeit nichts für uns sei. Und hier sind wir und zeigen, dass wir uns gegenseitig Kraft geben, und dass wir Frauen das Fundament sind, auf dem die Fami­lien aufgebaut sind.» Mit viel Einsatz und Einigkeit haben sich die Frauen einen Weg zur Selbstversorgung und Selbstbestimmung erarbeitet. Mit ihrer Stimme und Vision haben sie es geschafft, ihre landwirtschaftlichen Fami­lienbetriebe zu stärken, Vermarktungsnetzwerke zu festigen und durch Unternehmertum neue Ein­kommens­quellen zu erschliessen.

Mehr als Land kultivieren: Leben verändern

Die Wirkung der Asociación Mujeres Unidas geht über die landwirtschaftliche Produktion hinaus: Die Frauen haben Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewonnen und ihre Lebensqualität verbessert. Vielen Frauen gibt die Asociación nicht nur das Rüstzeug für ihre Arbeit, sondern auch das Vertrauen in die eigene Stärke. Sonia, Mitglied des Vorstandes, sagt: „Bevor ich der Asociación beigetreten bin, hatte ich das Gefühl, dass meine Bemühungen unbemerkt blieben. Heute weiss ich, dass meine Arbeit einen Wert hat, dass wir sichtbar sind und unser Schicksal verändern können.“
2020 gründete CEPAG das Netzwerk Teko Katu. Teko Katu ist Guaraní und bedeutet so viel wie Buen Vivir auf Spanisch oder Gutes Leben auf Deutsch. Das Netzwerk umfasst 400 Kleinproduzentinnen und Kleinproduzenten aus vier Departementen, in denen CEPAG arbeitet: Asunción, Caazapá, Canindeyú und Misiones. Das Netzwerk wurde gegründet, um den ländlichen Kleinproduzenten einen besseren Zugang zu grösseren Märkten zu ermöglichen. Die Marke Teko Katu ist in Paraguay bekannt für ihre gute Qualität. Das Netzwerk erlaubt es den Kleinproduzenten, ihre Produkte nicht nur lokal zu verkaufen, sondern sie erhalten Zugang zu Märkten in anderen Landesteilen und besonders in der Hauptstadt Asunción. Beim Hauptsitz von CEPAG in Asunción betreibt Teko Katu einen Laden, der ausschliesslich lokale Produkte ihrer Produzenten verkauft. Dank der Teilnahme der Asociación im Netzwerk erhalten die Mitglieder Zugang zum Verbrauchermarkt in Asunción, bekommen bessere Preise für ihre Produkte und stärken ihre landwirtschaftliche Produktion.

Wurzeln des Wandels

Die Frauen in Santa Rosa bestellen kleinere Felder zwischen 500 m2 und zwei Hektaren. Zum Vergleich: Ein Fussballfeld hat eine Grösse von 7’140 m2 oder 0.714 Hektaren. Vielfach liegen die Felder direkt vor dem Haus oder in seiner Nähe. Die Frauen pflanzen Früchte, Gemüse und Hülsenfrüchte an oder betreiben eine Kleintierzucht mit Hühnern, Schafen und Schweinen. Sie verkaufen Gemüse und Hülsenfrüchte, stellen aber auch Konfitüren, Süssigkeiten, Mehl, Käse und Honig her und verkaufen ihre Ware auf lokalen Märkten. Da die Frauen aber oft wenig von modernen Land­wirt­schaftstechniken wissen, bleibt ihre Produktion überschaubar. Viele bauen für den Eigenbedarf an und verkaufen nur die Überschüsse auf lokalen Märkten. Das durchschnittliche Einkommen in Paraguay beträgt ungefähr 400 Franken pro Monat. Die Frauen in der Asociación verdienen monatlich zwischen 40 und 200 Franken, abhängig davon, wie viele und welche Produkte sie mit welcher Regelmässigkeit auf den Märkten verkaufen können. 

Im Jahr 2022 erkannte CEPAG das Potenzial der Asociación Mujeres Unidas und gründete eine strategische Allianz mit der Vereinigung, um deren Initiativen zu stärken. Daraus entstanden anfangs gemeinsame Gärten und geteilte Werkzeuge für die agrarökologische Produktion. Heute organisiert CEPAG regelmässige Trainings mit den Frauen, um ihre landwirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten stetig zu verbessern. Es sind diese Trainings und die Zusammenarbeit mit CEPAG, die es den Frauen ermöglichten, ihre Fami­lienbetriebe weiterzuentwickeln. Miguela ist seit Beginn Mitglied der Asociación: „Jedes Mal, wenn ich mit meinen Produkten auf den Markt gehe, habe ich das Gefühl, Barrieren überwunden zu haben, die unüberwindbar schienen. Mein Einsatz zeigt sich in jedem Verkauf und jedem neuen Kunden. Das treibt mich an, weiterzumachen.“
Die Asociación hat die Frauen darin gestärkt, sich gegenseitig zu unterstützen. Sie bestellen ihre Felder gemeinsam, verkaufen ihre Produkte gemeinsam und ergänzen sich in ihren Aufgabenbereichen. Durch die Zusammenarbeit mit CEPAG konnte die Asociación einen wichtigen Schritt weitergehen. Mittels eines Systems der Mikrofinanzierung erhalten die Frauen Zugang zu Maschinen und Werkzeugen zu erschwinglichen Preisen. Dadurch können sie eine konstante und qualitativ hochwertige Produktion in ihren Betrieben gewährleisten. Darüber hinaus hat CEPAG das Unternehmertum der Frauen bei der Herstellung von Süssigkeiten und Konfitüren gefördert. Die Frauen generieren nicht nur Einkommen, sondern können ihre angebauten Lebensmittel bestmöglich verarbeiten. Jacinta, die Präsidentin der Asociación, betont, wie wichtig es ist, ein eigenes Einkommen zu haben: „Die Generierung eigenen Ressourcen gibt uns die Kraft, unsere Lebensbedingungen zu verändern. Heute nehmen wir aktiv an der Entscheidungsfindung teil und tragen zur Entwicklung unserer Gemeinschaft bei.“

Gemeinsam wachsen: Konsolidierung des Wandels

Trotz der Fortschritte stehen die Frauen in Santa Rosa immer noch vor grossen Herausforderungen. Es fehlt eine angemessene Infrastruktur für die Verarbeitung und Lagerung ihrer Produkte. Das schränkt ihre Produktions- und Vermarktungsmöglichkeiten ein. Es braucht weiterhin eine kontinuierliche technische Beratung und spezialisierte Ausbildungen, um die landwirtschaftlichen Techniken der Frauen zu verbessern, Innovationen in der Lebensmittelverarbeitung zu entwickeln und die Vermarktung zu optimieren.
Die Asociación Mujeres Unidas ist an einem entscheidenden Punkt ihres Wachstums angelangt. Durch die Zusammenarbeit mit CEPAG erhält sie mehr Instrumente und Schulungen. Der Zugang zu Märkten wird ihre Wirkung vergrössern und dafür sorgen, dass mehr Frauen von diesem Wandel profitieren können. Investitionen in Land­wirt­schaftstechnik, verbesserte Produktionsflächen und strategische Allianzen werden dafür sorgen, dass diese Bemühungen nicht nur fortgesetzt, sondern ausgeweitet werden. Der Zugang zu mehr Ressourcen ermöglicht die Erweiterung des Unter­stützungsnetzes, integriert mehr Frauen und stärkt die wirtschaftliche Autonomie von Fami­lien.
Was als Gruppe von Frauen begann, die ihre Arbeitsbedingungen verbessern wollten, ist heute eine Bewegung für soziale Gerechtig­keit und kollektives Wachstum. Die Frauen haben gezeigt, dass es möglich ist, mithilfe von Zusammenarbeit und Engagement strukturelle Veränderungen in ihrem Leben herbeizuführen.
Damit die Bewegung weiter wachsen kann, bleibt Begleitung unerlässlich. Jedes Bündnis, jede Ressource und jede Geste der Solidarität trägt dazu bei, das Projekt zu stärken und mehr Frauen den Zugang zu Instrumenten zu ermöglichen, um ihre Lebensbedingungen und ihre produktive Entwicklung zu verbessern. Der Wandel ist im Gange, und jeder Mensch, der an die Kraft kollektiver Arbeit glaubt, kann ein Teil dieser Geschichte sein.

CEPAG – Centro de Estudios Paraguayos Antonio Guasch

CEPAG ist ein Sozialzentrum, das 1968 von Jesuiten für Forschung und soziale Arbeit gegründet wurde. CEPAG verwaltet ein unschätzbares bibliografisches und dokumentarisches Erbe der Guaraní-Kultur. Guaraní ist eine indigene Bevölkerungsgruppe in Paraguay. Ihre Sprache, Guaraní, gilt neben Spanisch als die zweite Amtssprache. 80 Prozent der Bevölkerung spricht diese Sprache, obwohl heute nur noch ein Prozent von ihnen ethnisch zu der Bevölkerungsgruppe zählt. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung in Paraguay sind Mestizen, das heisst, sie haben sowohl guaranische als auch spanische Vorfahren. CEPAG setzt sich dafür ein, dass die traditionelle Kultur und Sprache der Guaraní bewahrt und weitergelebt wird. 
Heute konzentriert sich die Arbeit von CEPAG auf Agrarökologie. Das Zentrum arbeitet in der südöstlichen Hälfte des Landes mit zahlreichen landwirtschaftlichen Produzentinnen und Produzenten zusammen, um deren Ernte und den Verkauf ihrer Produkte zu verbessern. Die Projekte von CEPAG sind vielfältig und reichen von der Arbeit mit Jugendlichen und Frauen über Fami­lienbetriebe, Agrarökologie und Bioproduktion bis hin zur landwirtschaftlichen Ausbildung. CEPAG hat momentan neun aktive Projekte in den fünf Departementen Misiones, Canindeyú, Caazapá, San Pedro und Asunción. Neun Angestellte sind für einen reibungslosen Ablauf der Arbeit verantwortlich. Begünstigt von dieser Arbeit sind 540 Fami­lien. Die Stiftung Jesuiten weltweit Schweiz unterstützt CEPAG seit 2022. Zuerst im Rahmen eines zweijährigen Projekts zur Stärkung zweier kommunaler Unternehmen und seit 2025 mit einer Teilfinanzierung der Zusammenarbeit mit der Asociación Mujeres Unidas. 

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