– Flucht aus der Ukraine
Ein Gefühl von Sicherheit
Anastasia stammt aus dem südukrainischen Mykolaiv. Nach den ersten russischen Angriffen auf ihre Heimatstadt entschloss sie sich im März zur Flucht. Jetzt lebt sie mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin in Bukarest: Die Unterstützung des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) gibt ihnen „Stabilität“ und die Möglichkeit, ein „normales Leben zu führen“
7,8 Millionen Menschen aus der Ukraine sind seit Kriegsausbruch aus dem Land geflohen, über 2,3 Millionen sind im November 2022 als Schutzsuchende in Ländern der europäischen Union registriert, knapp 100.000 von ihnen in Rumänien. Eine von ihnen ist Anastasia* aus der hart umkämpften Stadt Mykolaiv:
"Vor dem Krieg hatte ich ein sehr schönes Leben. Ich lebte in Mykolaiv und arbeitete als Kassiererin in einem Kino. Meine Tochter und meine Enkelin lebten in der gleichen Stadt.
In der Nacht des 24. Februar schlief ich nicht, weil ich an Covid erkrankt war und mich nicht gut fühlte. Plötzlich hörte ich seltsame Geräusche. Dass es sich um Schüsse handelte, begriff ich zunächst nicht. Ich weckte meinen Mann, und unsere Freunde riefen uns an und sagten uns, dass es Schießereien am Flughafen gibt, und dass Bomben eingeschlagen sind. Ich stand unter Schock. Nach ein paar Stunden sah ich Menschen auf der Flucht, viele zu Fuß, manche in ihren Autos.
An einem Tag Anfang März ging ich in den Supermarkt, um einzukaufen. Fünf Minuten, nachdem ich den Laden verlassen hatte, wurde er bombardiert. Neun Menschen starben. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich nicht mehr sicher bin. Am 18. März kamen meine Tochter, meine Enkelin und ich in Rumänien an.
Integration und Heimweh
Die Menschen dort waren von Anfang an sehr nett und gastfreundlich. Zuerst wurde ich von der Organisation „Hospice Casa Sperantei“ in einer kleinen Stadt in der Nähe von Bukarest untergebracht. Dort berichtete man mit von den Angeboten des JRS, und von da an wurden wir über Monate vom JRS-Team unterstützt, durch die Vermittlungen von Unterkünften in Hotels und Wohnungen, durch Gutscheine, psychologische Betreuung, mit einem Tablet-Rechner für das Studium meiner Enkelin.
Die Hilfe des JRS gab uns Stabilität und das Gefühl, ein normales Leben zu führen, ein Gefühl von Sicherheit. Und dafür bin ich sehr dankbar. Dank der Unterkunft in Bukarest boten sich meiner Tochter Arbeitsmöglichkeiten. Wir konnten so in der Nähe anderer ukrainischer Geflüchteter bleiben und konnten uns gleichzeitig in die rumänische Gesellschaft integrieren. Wir haben rumänische Freunde gefunden, und wenn ich eines Tages nach Hause zurückkehre, werde ich Rumänien und die Menschen, die mich und meine Familie so menschlich behandelt haben, vermissen.
Ich warte darauf, dass der Krieg vorbei ist und ich in meine Heimat zurückkehren kann, aber das ist jetzt nicht möglich. In Mykolaiv gibt es immer noch Bombardierungen, und wir haben weder fließendes Wasser noch Strom."
* Name geändert
Nach der Flucht: Ankommen, Fuß fassen
Selbst wenn der Krieg in der Ukraine enden sollte, können viele Geflüchtete nicht in ihre zerbombten Heimatorte zurückkehren. Nach den Nothilfe-Maßnahmen der ersten Kriegsmonate unterstützen wir unsere Partnerorganisationen in Osteuropa jetzt bei der Integration der Vetriebenen in den Aufnahmeländern. Es geht um Wohnraum, Jobs und Sprachkurse
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