Sonidos de la Tierra – Musikprojekt in Paraguay

Musik verändert das Leben benachteiligter Kinder – auf der Strasse, in armen Dörfern, auf der Müllhalde. Ein Projekt, das der Musikwissenschaftler, Komponist und Dirigent Luis Szarán gemeinsam mit der Stiftung Jesuiten weltweit Schweiz aufgebaut hat, zeigt, wie so etwas funktioniert.

Mehr als Musik

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Sonidos de la Tierra – zu Deutsch: «Klänge der Erde» – ist das Musikprogramm des Dirigenten und Komponisten Luis Szarán in Paraguay. Luis Szarán dirigiert klassische Orchester in prunkvollen Sälen, aber auch die Musikerinnen und Musiker von Sonidos de la Tierra. 2002 gründete er das Musikprojekt mit dem Gedanken: «Wer tagsüber Mozart spielt, wirft nachts keine Fensterscheiben ein.» Denn Sonidos de la Tierra ist mehr als Musik – es gibt den Jugendlichen Werte und Selbstvertrauen mit auf den Weg.

Eine Perspektive für Kinder und Jugendliche in Armut

In den Armenvierteln der Hauptstadt Paraguays leben viele Familien in schwerer Armut, einige Hütten stehen mitten auf der grössten Müllhalde des Landes. Die Verdienste der Eltern sind gering, Perspektiven für die Kinder und Jugendlichen kaum vorhanden. Viele machen schon früh erste Erfahrungen mit Gewalt und Kriminalität. Hier setzt der Gemeinschaftsgedanke von Sonidos de la Tierra an: Die Musikproben und Konzerte in der Gruppe stärken den Einzelnen. Die Jugendlichen lernen, Rücksicht zu nehmen, ebenso wie Disziplin und Durchsetzungsvermögen. So gelingt es ihnen, Nein zu sagen.

Musik als Seelennahrung

Sonidos de la Tierra ist im ganzen Land tätig. Vor allem auch in den Dörfern der indigenen Bevölkerung, die noch immer unter Diskriminierung und Ausgrenzung leidet. In anfangs 17 Dörfern in ärmlichen Gegenden startete Luis Szarán mit seiner Idee. Er organisierte Instrumente und stellte Lehrpersonal an. Die Eltern sorgten für den Bau der Schule und organisierten Spendengelder. Die Kinder sind nun stolze Besitzerinnen und Besitzer von Instrumenten. Sie haben eine Aufgabe und ein Ziel vor Augen. Das beständige Üben wird zum täglichen Brot, zur Seelennahrung. «Ziel ist es, eine Kultur der Verantwortung und des Respekts aufzubauen und den Menschen eine Chance zu geben, den erbärmlichen Umständen zu entkommen. Von der Regierung ist keine Hilfe zu erwarten. Wir sind gefragt», ist Luis Szarán überzeugt. Heute sind aus 17 Dörfern 120 geworden. Insgesamt lernen mehr als 10 000 Schülerinnen und Schüler bei Sonidos. Und die Ehemaligen unterrichten wiederum die jüngeren Talente, übernehmen damit Verantwortung und können ihre eigenen Erfahrungen weitergeben.