Als Kind konnte Neman Karimi aus dem afghanischen Herat nie eine Schule besuchen. Durch die Angebote des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts (JRS) und das akademische Programm JWL hat sich sein Leben grundlegend verändert – jetzt will Neman selbst zum Akteur sozialen Wandels werden.
Neman Karimi sieht sich selbst als Optimisten – für den 25-Jährigen Afghanen war das Leben jedoch nicht einfach: „Ich hatte eine schwere Kindheit“, berichtet er. Schon als Kind musste er als Teppichknüpfer arbeiten, „fast 18 Stunden am Tag, um nur 30 Rupien pro Woche zu verdienen“. Das entspricht etwa 20 Euro, von denen ein Großteil an seine finanziell angeschlagenen Eltern und die fünf Geschwister gingen. Aber Neman verlor nicht die Hoffnung auf ein anderes, besseres Leben: „Ich hatte große Ideen. Ich hatte das Bestreben, eine gebildete Person zu werden.“
„Ich konnte den Menschen meiner Gemeinde beibringen, was ich gelernt habe“
Als Teenager bekam er endlich Gelegenheit, die Schule zu besuchen. „Es war nicht leicht, aber ich kämpfte und war immer entschlossen“, erinnert er sich. Nach seinem ersten Abschluss stieß er auf die Angebote des Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) und von Jesuit Worldwide Learning (JWL): Hier konnte sich Neman seinen lange gehegten Wunsch erfüllen, Englisch zu lernen – und war von Anfang an inspiriert vom Anspruch der jesuitischen Einrichtungen, Flüchtlinge und andere ausgegrenzte Menschen weltweit durch Bildung voranzubringen. Nächste Station: sein Diplom in Liberal Studies, das JWL in Zusammenarbeit mit der der US-amerikanischen Regis University vergibt. „Dieser Studiengang hat mich besonders beeindruckt“, sagt Neman. „Er hat mir geholfen, die Menschheit, die Gesellschaft und die moralischen Fragen, die uns umgeben, auf eine andere Art und Weise, tiefer, einzuschätzen.“ Wie andere Absolventen hat er seine Ausbildung genutzt, um an verschiedenen JRS-Standorten andere zu unterrichten: „Ich konnte den Menschen meiner Gemeinde beibringen, was ich gelernt habe.“
Acht weitere Stipendien in diesem Herbst
Im Herbst 2018 wurde er erneut Student. Als einer von zehn afghanischen Absolventen – sechs davon sind Frauen – wurde ihm von den Verantwortlichen der Regis University ein Stipendium angeboten, um sich in Creighton, einer weiteren jesuitischen US-Universität mit Sitz in Omaha, Nebraska, für einen Bachelor-Studiengang für zukünftige Führungskräfte einzuschreiben. Zwei weitere Stipendien gingen an JWL-Studenten in Jordanien, nochmal acht weitere werden in diesem Herbst an JWL-Studenten weltweit vergeben.
„Wir sind die Ersten, die diesen Studenten Stipendien anbieten“, erläutert Dr. Martha Habash, in Creighton außerordentliche Professorin für Nahoststudien und Verbindungsperson für die JWL-Studenten. Für Neman ist das Stipendium ein wichtiger Schritt, sein Ziel zu erreichen, nämlich eines Tages promoviert zu werden. „Ich möchte meiner Gemeinde dienen und ein Akteur des sozialen Wandels sein“, sagt er. Hohe Ziele. Aber Neman ist eben ein Optimist.