– JRS Ostafrika

„Für mich ist Bildung alles“

Vor 12 Jahren brach im Sudan der Bürgerkrieg aus, und Aamira (Name geändert) musste ihre Heimat überstürzt verlassen. Seitdem lebt sie mit ihrer Familie im Flüchtlingslager Maban im Südsudan. Allen Widrigkeiten zum Trotz hielt sie an ihrem Traum fest und wurde, dank eines Ausbildungsprogramms des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS), Lehrerin. Jetzt will Aamira anderen Flüchtlingsfrauen ein Beispiel geben.

Als die ersten Schüsse fielen, schliefen Aamira und ihre Kinder. Die Stille dieser sudanesischen Nacht wurde durch den Ausbruch des Krieges jäh unterbrochen.

„Ich fragte meinen Mann, was los sei“, erinnert sie sich. „Er sagte mir, ich solle die Kinder aufwecken. Wir waren in Gefahr. Ich erinnere mich daran, wie ich sie unter dem Bett versteckte und nach meinem Vater sah, der mich bat, zusammen mit den Kindern wegzulaufen.“ An diesem Tag entkamen sie, mit nichts außer der Kleidung, die sie trugen.

Start in ein neues Leben

„Wir verbrachten die Nacht in einem nahegelegenen Tal, und am Morgen machten wir uns mit anderen Leuten auf den Weg. Mein Bruder versuchte noch, zurück­zugehen, um einige Kleider und Lebensmittel zu holen, die wir zu Hause gelassen hatten, aber es gab keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen wegen der Schusswechsel. Alle Straßen waren abgeschnitten, und es gab so viel Morde und Plünderungen."
Aamira und ihre Kinder verbrachten Tage im Busch, ohne Essen, Wasser oder Medizin, bevor sie schlileßlich das Flüchtlingslager Maban im Südsudan erreichten.

Dort begann Aamira ein neues Leben, verfolgte ihren Traum: Lehrerin zu werden. Sie schrieb sich in ein vierjähriges Lehrerausbildungsprogramm ein, das vom JRS angeboten wurde. Sie erhielt ein Zertifikat in Pädagogik von der Universität Juba und unterrichtet nun in zwei Grundschulen im Flüchtlingslager Gendarussa.

„Für mich ist Bildung alles“, stellt sie klar. „Ich selbst musste einst die Schule abbrechen, weil ich als Kind zur Heirat gezwungen wurde." Trotz aller Schwierig­keiten, als Mutter und Frau in einem Flüchtlingslager zu studieren und zu arbeiten, nahm Aamira die Herausforderung an. Jetzt erzählt sie anderen geflüchteten Frauen und Mädchen ihre Geschichte: „Es ist wichtig, dass sie zur Schule gehen und einen Abschluss machen. Wenn sie studieren wollen und die Möglichkeit dazu haben, sollten sie weitermachen.“

Sudan: Flucht vor der Gewalt

Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem blutigen Machtkampf im Sudan. Hunderttausende suchen Sicherheit in den Nachbarländern, die schon zuvor mit Versorgungsengpässen konfrontiert waren. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst im Tschad und im Südsudan versorgt die Menschen mit dem Notwendigsten.

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