– Syrien
„Ein normales Leben ist nicht möglich“
Ungedämmte Häuser, Strom und Heizdiesel sind Mangelware, die medizinische Versorgung ist „katastrophal“, berichtet der österreichische Jesuit Gerald Baumgartner SJ aus Homs. Den Menschen in Syrien steht erneut ein harter Winter bevor. An vier Standorten bieten ihnen die Nachbarschaftszentren der Jesuiten einen Ort zum Durchatmen, „wo Frieden herrscht“.
"Das tägliche Leben ist sehr schwierig. Elektrizität gibt es meist nur für eine halbe Stunde, dann wieder fünf bis sechs Stunden nicht. Im Sommer kommt man da schon irgendwie zurecht, aber im Winter wird es übel, die Winter sind hier kalt und nass, die Häuser sind nicht gedämmt. Im vergangenen Winter schlief ich mit vier Decken in einem eiskalten Zimmer, geduscht wurde mit meist eiskaltem Wasser. Als Heizung gibt es in den meisten Wohnungen nur Elektrostrahler oder Heizdiesel. Die werden trotz der Abgase auch in bewohnten Räumen betrieben – wenn man überhaupt Diesel bekommt. Für 10 Liter muss man zwei bis drei Stunden anstehen und dann 70.000 Lira hinlegen, umgerechnet 20 Euro. Das ist hier ein Monatsgehalt!
„Wer Krebs hat, stirbt“
Wenn der Strom kommt, drehen alle sofort ihre Heizelemente an, das System wird überlastet, und es kommt zum nächsten Stromausfall. Neulich ist deshalb in der Nähe eine Verteilerstation explodiert. Mit der Wasserversorgung ist es genauso: alle drei Tage gibt es Wasser für ein paar Stunden, die man nutzen muss, um die Tanks aufzufüllen. Lebensmittel sind subventioniert, aber nur in sehr begrenzten Mengen. Es gibt natürlich einen riesigen Schwarzmarkt, aber zu Preisen, die sich kaum jemand leisten kann. Katastrophal ist auch die medizinische Versorgung vor Ort. Wer Krebs hat, stirbt."
Gerald Baumgartner SJ im Interview: Weiterlesen auf jesuiten.org
Nachbarschaftszentren geben Halt
An vier Standorten im Land – Jaramana, Kafroun, Al Sakhour und nun auch in Homs – helfen Teams des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts (JRS) 1.700 Kindern und Jugendlichen, der Abwärtsspirale zu entgehen. Die Nachbarschaftszentren befinden sich Stadtteilen und ländlichen Regionen, die besonders unterversorgt sind.
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