– Stan Swamy
Ein 84. Geburtstag im Gefängnis
Sein Ehrentag ist zugleich der 171. Tag seines Leidenswegs: Am 8. Oktober 2020 wurde Stan Swamy SJ, ein indischer Jesuitenpater, unter konstruierten Vorwürfen wegen angeblicher Unterstützung terroristischer Aktivitäten verhaftet. Die Welle der Solidarität ebbt nicht ab: Uns haben Hunderte Geburtstagsgrüße für Pater Stan erreicht – darunter ein Schreiben der Menschenrechtsbeauftragten der deutschen Bundesregierung.
Unterstützer:innen weltweit fordern die Freilassung des unter anderem an Parkinson erkrankten Pater Swamy sowie seiner 15 Mitangeklagten. Ihr „Verbrechen“: Einsatz für Menschenrechte und die Grundsätze der indischen Verfassung.
Fingierte Beweise
Am 8. Oktober 2020 wurde Stan Swamy SJ, ein indischer Jesuitenpater, unter konstruierten Vorwürfen wegen angeblicher Unterstützung terroristischer Aktivitäten verhaftet. Der Staat behauptet, dass alle 16 mit einer verbotenen maoistischen Partei zusammenarbeiten würden, die die Regierung stürzen will. Tatsächlich haben sich Stan Swamy SJ und die Mitgefangenen für die Recht der Dalits und Adivasi – Kastenlose bzw. Nachfahren der indischen Ureinwohner – eingesetzt. Die Verdachtsfälle sind nicht nur nach der Auffassung seiner Freundinnen und Freunde an den Haaren herbeigezogen, Untersuchungen von sichergestellten Computern erhärten zudem den Verdacht, dass die Polizei belastendes Material selbst „gepflanzt“ hat, um sich so einen Vorwand für die Verhaftung zu schaffen.
Solidaritätsbekundungen von Bundesregierung, Mitbrüdern und aus deutschen Schulen
Ein Appell des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte an die indische Regierung blieb bislang ungehört, erfolglos auch Brandbriefe ans Auswärtige Amt in Berlin oder den Unterausschuss für Menschenrechte im Europaparlament in Brüssel – doch die Welle der Solidarität ebbt nicht ab: Zu Pater Swamys 84. Geburtstag hat uns eine Flut an Geburtstagsgrüßen erreicht, die in den kommenden Tagen auf den Postweg ins Hochsicherheitsgefängnis von Mumbai gebracht werden. Darunter sind Briefe deutscher, österreichischer und Schweizer Mitbrüder, ein Schreiben von Dr. Bärbel Kofler, der Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, sowie hunderte Bilder, Briefe und Glückwünsche von Schüler:innen und Lehrkräften aus Schulen in ganz Deutschland, die den Fall Swamy im Religionsunterricht behandelt haben.
Viele dieser Briefe gingen auch an indische Botschaften, um so die indische Zentralregierung auf die Unterstützung für Stan Swamy aufmerksam zu machen.
Klaus Väthröder SJ, Missionsprokurator von jesuitenweltweit: „Nicht nur heute, an seinem 84. Geburtstag, sind wir in Gedanken und Gebeten bei unserem Mitbruder Stan. Es ist offensichtlich, dass die indische Zentralregierung ein Exempel statuieren will. Der Fall Swamy macht der Weltöffentlichkeit deutlich, wie sehr Pluralismus, Meinungsfreiheit und die säkulare Verfassung Indiens durch die Ideologie des Hindunationalismus in Gefahr sind.“