– Syrien
Zu Gast in den Nachbarschaftszentren
Mit dem Krieg in der Ukraine und den daraus resultierenden Energie- und Hungerkrisen ist es ruhig um Syrien geworden, das selbst noch mit den Folgen des eigenen Kriegs kämpft. Lange waren Reisen dorthin, unter anderem wegen der Pandemie, nur schwer möglich, Missionsprokurator Klaus Väthröder SJ und Provinzial Bernhard Bürgler SJ konnten sich nun vor Ort ein Bild von der Lage machen.
Von Frankfurt aus geht es los und wir kommen mit einer Stunde Verspätung in Beirut an, wo P. Michael Zammit SJ bereits auf uns wartet. Wir machen einen kurzen Zwischenstopp bei den Jesuiten im Libanon und setzten den Weg fort nach Syrien. Fast zwei Stunden dauert die Autofahrt zur Grenze. Einreise dauert noch einmal genauso lange: die Sicherheitspapiere, die wir im Voraus beantragt haben, liegen nicht vor und müssen noch beantragt werden. In der Zwischenzeit unterhalten wir uns mit einem Fremdenführer, der selbst auf eine 49-köpfige Gruppe Iraker wartet. Sie sind zu einer Wallfahrt nach Damaskus unterwegs.
Hauptsache weg
Bei den Gesprächen mit den Menschen wird eines schnell klar: fast alle haben Pläne entweder selbst auszuwandern oder zumindest die Kinder ins Ausland zu schicken. Ein Mann erzählt uns von seinem Sohn, der in Greven Pharmazeut ist. Sein zweiter Sohn lernt auch schon Deutsch, um sich so bald wie möglich dem Bruder anzuschließen. Deutschland ist ein beliebtes Ziel, Österreich ist weniger bekannt.
Ankunft in Damaskus
Die Schulen in Syrien wurden in den 70er Jahren verstaatlicht. Man konnte sie weiterführen, allerdings nur mit einem staatlichen Schulleiter. Darauf haben die meisten privaten Schulträger verzichtet.
Jaramana, das Viertel, in dem sich das Gemeinschaftszentrum Alberto Hurtado befindet, wird vor allem von Drusen bewohnt, einer arabischsprachigen Religionsgemeinschaft. Heute leben in Damaskus bis zu zwei Millionen IDPs, also intern vertriebene Flüchtlinge.
Ein Platz für Kinder, Frauen und Studierende
Das Zentrum ist in einem neuen fünfstöckigen Gebäude untergebracht. Im Erdgeschoss sind befinden sich die Begegnungsräume und eine Küche, im ersten und zweiten Stock hat der Jesuiten-Flüchtlingsdienst seinen Sitz, der dort Aktivitäten für Kinder und Frauen organisiert, die beiden Stockwerke darüber sind Lernbereiche für Studierende mit Internet und Heizungen im Winter. Im fünften Stock befindet sich die Jesuitenkommunität, die nun neu aufgebaut wird. Das Haus wurde unter nachhaltigen Aspekten gebaut und macht auch sonst einen organisierten Eindruckt. Es gibt ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, sie schätzen das Gemeindezentrum sehr. Im Keller ist der Maschinenraum mit Heizungen, Strom und Wasseraufbereitungsanlage. Außerhalb des Gebäudes befindet sich ein kleiner Sportplatz und auch ein Gemüsegarten. Jeden Tag kommen ungefähr siebenhundert Kinder zur Nachhilfe, zur psychosozialen Betreuung des JRS oder zu einer der vielen Veranstaltungen in den Bereichen Kultur, Kino, Theater, Malerei, Tanzen. Viele Leute kommen auch einfach so in das Zentrum, wenn sie Ansprache und Gesellschaft suchen. Für das Internet muss man einen kleinen Beitrag von 5 Cent bezahlen.
Das breite Angebot zieht viele Menschen an. Es ist einiges los. Auch wir verbringen den Abend noch auf der Terrasse, bevor es am nächsten Tag weitergeht...
Klaus Väthröder SJ
Syrien: Nachbarschaftszentren geben Halt
Nach 14 Jahren Bürgerkrieg droht Syrien eine ganze Generation zu verlieren: Sechs Millionen Schüler:innen zwischen 5 und 17 Jahren haben keinen regelmäßigen Unterricht, zwei Millionen besuchen überhaupt keine Schule. Unzählige Kinder und Jugendliche, viele von ihnen Binnenvertriebene, sind schwer traumatisiert. Nachbarschaftszentren des Jesuiten-Flüchtlingsdienst geben ihnen Halt und Perspektive
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