Ausstellung „Symbolik des Wassers – Fluch und Segen“
Beim Durchblättern der Bibel stoßen wir immer wieder auf das Wasser. Wir brauchen nur seiner Spur zu folgen.
Vielfältig plätschert dieses kostbare Element durch die Seiten der Heiligen Schrift; als Gleichnis, als Symbol oder als Sakrament, oder ganz einfach als das Element, das den Durst löscht für Mensch und Vieh und Pflanze. Und wir erleben in dem heiligen Buch sowohl die lebenspendende Kraft wie auch die Bedrohung, die von Wasser ausgeht.
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Wasser der Weltenschöpfung
Gleich im 2. Satz der Bibel ist die Rede vom Wasser:
• „Finsternis lag über der Urflut,
und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Gen.1,1.)
Und dann am 4. Tage:
• „Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelte“ (Gen.1,21)
Und der „Geist Gottes“, der über dem Wasser der Urflut schwebt, bläst mit seiner Tarpa, dem wichtigsten Klanginstrument des Warlivolkes in Indien, die ganze Schöpfung ins Dasein.
Wenn wir Menschen die rechte Einstellung zum Wasser verlieren, kann es sein, dass die Wasser der Urflut wieder losgelassen werden und ganze Landstriche überschwemmen.
Dann wird das lebenspendende Elixier zur Todesfalle.
Die Sintflut
Wie nahe Schöpfung und Vernichtung, Fluch und Segen, Rettung und Bedrohung durch Wasser beieinander liegen, wird durch die Geschichte der Sintflut deutlich.
Es spricht Gott, der Herr:
• „Ich will also eine Flut über die Erde bringen, um alle Wesen aus Fleisch unter dem Himmel, alles, was Lebensgeist in sich hat, zu verderben“ (Gen. 6,17)
Noe aber und seine Familie sowie Tiere von jeder Art wurden gerettet durch die Arche, deren Bau Gott befohlen hatte. Am Ende aber schloss Gott einen Bund mit Noe, einen Vertrag, in dem er versprochen hat:
• „Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden“ (Gen. 9,11)
Und bis zum heutigen Tag ist der Regenbogen das Zeichen dieses göttlichen Versprechens.
Rettung aus dem Wasser
Die Ambivalenz des Wassers wird besonders deutlich im Leben von Moses:
Der Nil, der alle Erstgeborenen der Israeliten vernichten soll, wird zur Rettung für das Kind im Binsenkörbchen.
Das rote Meer wird durch Moses geteilt, damit das Volk Israel trockenen Fußes ans rettende Ufer gelangen kann. Dasselbe Meer wird zur tödlichen Falle für die Ägypter, die den Israeliten folgen, um sie zu vernichten.
Wasser aus dem Felsen darf Moses mit seinem Stab hervorströmen lassen, als das Volk in der Wüste am Verdursten ist und sogar Moses steinigen will.
Darauf ruft Moses zu Gott und Gott sagt zu ihm:
• „Geh zu jenem Felsen dort und schlag mit deinem Stock dagegen. Es wird Wasser herausströmen.“
Und so geschah es. Bis heute ist dieser Ort bekannt als Massa und Meriba, Probe und Streit. Weil das Volk mit Gott und Moses gestritten hatte.
Taufe Jesu im Jordan
Deutlich zeigt sich die Spur des Wassers auch im Neuen Testament, vor allem im Leben Jesu.
Das öffentliche Leben von Jesus beginnt mit seiner eigenen Taufe durch den Vetter Johannes den Täufer. Jesus steigt hinab in den Jordan, den Schicksalsstrom seines Volkes. So wird er gleichsam zum neuen Josue – selbst die Namensähnlichkeit von Jesus weist zurück auf den großen Heerführer des alten Volkes, der das neue Volk der Kinder Gottes in das gelobte Land, das Reich Gottes führt.
Und der Fluss selber wird zum Symbol der christlichen Taufe.
Von Fischern und Menschen-Fischern
Das Fischen gilt bis heute in allen Wassern dieser Erde als Nahrung spendende Tradition. Fischer vom See Gennesaret hat Jesus als seine ersten Jünger ausgewählt.
Zu ihnen sagte Jesus:
• „Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Mt. 4,19)
Doch in den Evangelien wird deutlich, dass das Leben von Fischern nicht nur sonnige Zeiten kennt. Es gibt auch Stürme und Gefahren. Das gilt nicht nur für das Fischen am See, sondern auch für den neuen Beruf seiner Jünger als Menschenfischer. Doch selbst in der größten Gefahr durch Stürme und Unwetter lässt Jesus die Seinen nicht im Stich. Auch wenn es manchmal scheint, als würde der Herr schlafen. Und sein Wort gilt weiter auch für uns bis zum heutigen Tag:
• „Habt keine Angst, ihr Kleingläubigen!“ (Mt.8.27)
Das Wunder zu Kana
Und als Jesus die sechs Krüge voll mit Wasser, wie es für die Reinigung bei den Juden vorgeschrieben ist, bei jener Hochzeit zu Kana in Wein verwandelt hat, haben sich das Hochzeitspaar und die Gäste gleichermaßen darüber gefreut. Es war das erste Wunder von Jesus und eine Freude spendende Geste.
Sehen wir dagegen die Scherben jener Krüge an, die leer getrunken, zerbrochen und schließlich weggeworfen wurden.
Es kann wie ein Gleichnis sein:
Wenn wir heute allzu sorglos und verschwenderisch mit dem Wasser umgehen und die Erde leer trinken, dann brauchen wir zuletzt auch die Krüge nicht mehr.
Am Jakobsbrunnen
In der Hitze des Mittags kommt Jesus zu einem Brunnen in Samaria, der schon seit Jahrhunderten als der Brunnen Jakobs bekannt ist. Dort bittet er eine Frau aus Samaria um einen Schluck Wasser, um ein Werk der Barmherzigkeit. Im folgenden Zwiegespräch aber vergleicht sich Jesu selber mit dem lebenspendenden Wasser. Und er sagt zu der Frau:
• „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (Jo.4,14)
Bis heute sind es vor allem die Frauen, die viele Stunden ihres Lebens damit verbringen, Wasser zu holen und zurück zu ihren Familien zu tragen. Eine schwere Arbeit und zugleich ein Werk der Barmherzigkeit an ihren Familien.
Hände und Füße waschen
Auch das Waschen mit Wasser kann beides bedeuten: Zuwendung und Abwendung. Die Abwendung und Verleugnung von Schuld werden erkennbar in der abweisenden Geste, als sich Pilatus die Hände wäscht – in Unschuld, wie er meint.
Welch ein Gegensatz dazu, wenn Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Eine Geste, die für alle Zeiten zum Kennzeichen wahrer Barmherzigkeit geworden ist.
• „Wenn ich der Herr und Meister euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Jo.13,15)
Wenn Tränen tropfen
Tränen sind nur kleine Tropfen Wassers und füllen keine großen Fässer. Von Wassertropfen sagt man manchmal ein wenig herablassend: „Das ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Aber wir wissen, dass gerade Tränentropfen sehr viel aussagen können: Es gibt Tränen der Reue wie bei Petrus, als er den Herrn verleugnet hatte. Und es gibt Tränen der Trauer, wie Marta und Maria sie am Grab ihres Bruders vergossen haben. Und Tränen der Freude. Alle aber stammen aus demselben Wasser.
Zweimal haben die Evangelien aufgeschrieben, dass Jesus selber geweint hat: Einmal als er im Geiste die Zerstörung seiner heiligen Stadt Jerusalem gesehen hat, und ein andermal, als er am Grab seines Freundes Lazarus weint.
Die Werke der Barmherzigkeit
Zum Gedächtnis an seinen Freund P. Matthäus Lederle SJ, damals Provinzial der Pune Provinz der Jesuiten in Indien, hat der christliche Maler Jyoti Sahi einen Zyklus gemalt zum Thema:
Die Werke der Barmherzigkeit
Die Jesuitenmission hat diese Bilder in ihrer Zeitschrift weltweit im Jahre 1993 veröffentlicht.
Heute hängen die Bilder im ersten Stock des UKAMA-Hauses, Zentrum für sozioökonomische Transformation in der Virchowstrasse 27 in Nürnberg.
Gemeinsam mit Ihnen passen wir den Umfang der Ausstellung Ihren örtlichen Möglichkeiten an. Informationen und Terminvereinbarungen unser Sekretariat: Tel. (0911) 2346-160. Anfragen können Sie per E-Mail auch direkt an unsere Kunstarchivarin Gabriele von Schoeler richten.